Nicht nur diejenigen, die sich ihre Fliegen ausschließlich kaufen oder binden lassen, auch alle, die selbst am Bindestock sitzen und Fliegen anfertigen, benötigen ein gewisses Grundverständnis für die Größe von Haken. Nur leider machen es uns die Firmen, die uns ihr spitzes Zubehör anbieten, unnötig schwer.
Es könnte so einfach sein und doch gibt es keine einheitlichen Längenmaße. Ein Haken der Größe #12 (was das genau bedeutet, dazu weiter unten im Text) ist selbst innerhalb des Hakenprogramms ein und derselben Hakenfirma nicht zwingend dasselbe.
Und so sind die Angaben bei den Haken leider nur Richtwerte. Daraus ergeben sich zwei Probleme:
- Wenn nicht exakt derselbe Haken genutzt wird, um ein bestimmtes Muster nachzubinden, könnten die Proportionen nicht stimmen.
- Soll die Länge des Hakenschenkels der Körperlänge des zu imitierenden Tieres entsprechen, sind die Angaben wie #8 oder #1/0 nicht hilfreich.
Ich fange aber mal mit dem Grundsätzlichen an, nämlich der allgemeinen Bezeichnung für Haken. Dahinter steckt tatsächlich ein System, welches nur nicht logisch ist.
Jedenfalls wird die Größe eines Hakens zum Beispiel mit „#10“ angegeben. Das Hashtag-Zeichen, im Deutschen als Raute oder Doppelkreuz bezeichnet, ist im englischen Sprachraum ein Nummernzeichen. Wir würden stattdessen „Nr.” schreiben. Somit heißt „#10“ also einfach nur „Haken Nummer 10″.
Jetzt zur ersten, nicht ganz logischen Tatsache: Je größer die Nummer, desto kleiner der Haken!
Ein Haken der Größe #32 ist also wesentlich kleiner als ein Haken der Größe #6. Wobei 32er-Haken tatsächlich mit das Kleinste sind, was beim Fliegenfischen zum Einsatz kommt (lies dazu auch gern „Winzling mit Weltrekord“).
Es gibt Haken zwischen #1 und #32, wobei sich sehr häufig die Größen in Zweierschritten1 verändern: #2 – #4 – #6 – #8 – #10 – #12 usw.
Aber bedeutet es auch, dass ein Haken #1 der größte Haken ist? Nein. Ab der Größe #1 werden plötzlich andere Angaben gemacht. Und so ist die nächste Hakengröße #1/0 und so setzt diese Reihe auch weiter fort: #2/0 – #3/0 – #4/0 – #5/0. Ob es noch größere Haken gibt, weiß ich gar nicht. Ich kenne zumindest nur die 5/0er-Haken von Eagle Claw und Mustad.
Gut, hätten wird das abgehakt (ich tue freiwillig Geld in die Wortspielkasse). Es gibt aber noch mehr Angaben, die wichtig sind. Zum einen Gewichtsangaben wie „heavy“, also schwer. Alternativ schreiben manche Firmen auch „strong“. Damit ist gemeint, dass dieser Haken im Vergleich zum Standardhaken derselben Serie schwerer und somit kräftiger ist.
Ähnlich verhält es sich mit der Angabe „long“ bzw. „short“. Bei der Länge kann zum Beispiel stehen „2X long“. Damit gibt eine Firma an, wie viel länger dieser Haken im Vergleich zur Standardgröße ist. Ich versuche es zu erklären: Angenommen, wir vergleichen zwei Haken derselben Marke und desselben Modells und beide haben dieselbe Größe – ich sage mal #10 – dann haben beide auch dieselbe Länge bei den Hakenschenkeln (sieh dir dazu die Abbildung unten an). Durchaus noch nachvollziehbar. Jetzt wird es aber eine Kopfnuss: Immer noch dasselbe Modell und dieselbe Firma, aber jetzt vergleiche ich einen Haken #10 mit einem Haken #12, 2X long.
Das „2X long“ bedeutet generell, dass dieser #12-Haken genauso lang ist wie der Standardhaken in Größe #10. Aber auch an diese Formel halten sich nicht alle Firmen, und so gibt es schlichtweg nur eine Lösung – nämlich das Nachmessen.
Dies wäre ohnehin die Lösung für das ganze Problem. Die Firmen könnten sich dazu entschließen, als einheitliche Angabe die Schenkellänge in Millimeter anzugeben. Da werden sehr wahrscheinlich die im Kopf unbeweglichen Leute meckern und nach ihrem Inch schreien. Von mir aus, aber in der Wissenschaft ist das metrische System bereits seit dem 17. Jahrhundert ein Thema …
Bei den Millimeterangaben muss man sich auch keinen Kopf mehr um Form, Firma und Modell machen. Und wenn dann auch noch der Drahtdurchmesser in Millimeter dazukäme – schöne neue Fliegenbindenwelt.
Solange es aber nur (m)eine Idee ist, so lange heißt es mit dem alten System zu leben und bei den Haken immer wieder Nachmessen, Nachmessen, Nachmessen.
Die gezeigten Produkte wurden mir weder von den Firmen bereitgestellt noch wird dieser Blogbeitrag von einer der Firmen gesponsert. Hierbei handelt es sich um privaten Besitz!
- Seltener anzutreffen, aber auch nicht unüblich, sind – ich nenne es mal so – Zwischengrößen. Folglich gibt es Hakengrößen wie zum Beispiel #11, #13 oder #15. ↩︎
