So eine Holzkiste sah ich bisher noch nie. Und diese soll für Fische sein?! Hätte man mir nicht dieses Fässchen zur Aufbewahrung von Fischen geschenkt, ich wüsste wahrscheinlich heute noch nicht von deren Existenz.
Keinen Sarg, sondern eigentlich das Gegenteil stellt diese Holzkiste dar. Und bezeichnet wird das kleine Fässchen als Lagel. Versucht man allerdings mehr darüber zu erfahren, lassen sich nicht viel Informationen finden. Das Lagel, welches ich allerdings hier bei mir zu liegen habe, ist nicht irgendein Lagel. Nein, dieses grüne Lagel gehörte einer der Legende im Fliegenfischen, nämlich Hans Gebetsroither!
Jetzt kommt mir meine bescheidene Bibliothek zugute, denn in dieser befindet sich ein Buch mit dem Titel „Ein Leben dem Fliegenfischen“*. Es ist die Biografie Gebetsroithers und in der Tat finde ich auch darin eine kurze Beschreibung eines Lagels: „Dabei handelt es sich um ein mit Wasser gefülltes Holzgefäß, daß mit einem Riemen über die Schulter gehängt wird, oben mit Deckeln verschließbar.“
Aus der Biografie erfahre ich weiter, Gebetsroither arbeitete als sogenannter Lageträger für den Briten Dr. Frederic Duncan. Der übernahm seinerzeit die Pacht an der Gmundener Traun, mit der Bedingung, Gebetsroither werde der verantwortliche Fischereiaufseher.
Die Lagelträger aus der ersten Hälfte des 20. Jahr-hunderts, trugen aber nicht einfach nur die Fische hinterher. Heute würden sie neudeutsch als Ghillie oder Guide bezeichnet werden. „Die Aufgaben der Lagelträger erschöpfen sich nicht nur darin, bei Bedarf die Fische zu tragen, sie haben den Gästen die Wege zu weisen, sie zu erfolgversprechenden Stellen zu führen, sei es vom Ufer oder im Boot, sie haben beim Waten vor Untiefen zu warnen, auf steigende Fische auf-merksam zu machen, Fliegen anzuknüpfen, gehakte Fische abzunehmen“, ist in der Biografie zu lesen.
Im Duden findet sich der Begriff Lagel so nicht, stattdessen aber ist das Lägel aufgeführt. Die Bedeutung wird aber auch als ein Fässchen für Fische angegeben. Vermutlich ist Lagel einfach die österreichische Variante. Das Wort Lägel hat seinen Ursprung in der lateinischen Sprache: laguena. Oder auch das griechische lágynos, für kleines Gefäß.
Der Job als Lagelträger war jedoch – in doppelter Hinsicht – nicht leicht, wie die Daten des Lagels zeigen:
Gewicht: 2350 g
Länge: 65 cm
Höhe (Seiten): 12,5 cm
Breite (Seiten): 14,5 cm
Höhe (Mitte): 13,5 cm
Breite (Mitte): 15 cm
Öffnung (trapezförmig): 6x(2×15)x7 cm
Bitte beachten: Heutzutage ist eine derartige Hälterung frisch gefangener Fische, insbesondere von Salmoniden, verboten!
* Hans Gebetsroither – Ein Leben dem Fliegenfischen, Frank Warlies, Nova Media Edition Verlagsgesellschaft m.b.H. Berlin (1984).




