Ich habe mir letztens den amerikanischen Film „Mending the line“ angeschaut. Dieser zeigt die Geschichte eines im Afghanistan-Krieg traumatisierten Soldaten. Da er mit der regulären Unterstützung in der Rehabilitation nicht zurecht kommt, schlägt ihm seine behandelnde Ärztin das Fliegenfischen vor. Aber lässt sich mit Fischengehen das erlebte Trauma, die Schuldgefühle und der Alkoholismus tatsächlich erfolgreich behandeln?
„Waren Sie jemals Fliegenfischen?“ Dies ist die lebensverändernde Frage, die John Colter, ein Soldat des United States Marine Corps, in der Reha gestellt bekommt.
Colter leidet seit einem kriegerischen Angriff in Afghanistan sowohl an körperlichen als auch an psychischen Beschwerden. Auf den Punkt gebracht: Colter hat eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Als Folge dieser, hat er mit dem Trinken angefangen.
Obwohl Colter in der Reha bei der körperlichen Genesung vorankommt, tritt er in Bezug auf die psychische Heilung auf der Stelle. Dies erkennt auch die für ihn verantwortliche Ärztin und schlägt ihm das Fliegenfischen vor: „Wissen Sie, es gibt etliche Studien, die die heilende Wirkung dieses Sports bestätigen. Sowohl körperlich als auch mental.“
Geplagt von Albträumen geht Colter schließlich zu Ike Fletcher, einem pensionierten Kriegsveteranen, um sich die Kunst des Fliegenfischens beibringen zu lassen.

Während seiner Zeit als „Lehrling“ lernt Colter zudem die Bibliothekarin Lucy kennen, die ihn mit Literatur zum Fliegenfischen versorgt.
Es wird schnell deutlich, dass alle drei dargestellten Personen ihre ganz individuellen Probleme zu bewältigen haben. Ihre Suche nach einem Platz im Leben ist sozusagen der gemeinsame Nenner, der alle Charaktere miteinander verbindet.
Mit der Zeit freunden sich der grantige, wortkarge Fletcher und Colter an. Auch im Fliegenfischen macht Colter letztendlich gute Fortschritte.
Die Frage ist natürlich: Kann das Fliegenfischen Colter tatsächlich helfen?
„Mending the line“ macht es sich – nach meiner Auffassung – in diesem Punkt zu leicht. Ich will nicht zu viel vorwegnehmen, aber mir ist der Heilungsprozess von Colter dann doch zu schnell, zu einfach. Auch wenn ich fest davon überzeugt bin, dass Aktivitäten im Freien eine bei der Genesung unterstützende Wirkung haben, so stellt es der Film zu leicht dar.


Mir kam die ganze Handlung wie ein zu gutes Märchen vor, welches vor der grandiosen Kulisse Montanas in den USA geschieht. Allein das Ende – ich werde jetzt nichts spoilern! – war für meinen Geschmack zu dick aufgetragen.
Gegenüber der sehr amerikanischen Handlung stehen die Schauspielerinnen und Schauspieler. Sie fand ich alle sehr gut und durch die Bank überzeugend. Dazu die Szenen vom Fliegenfischen, die wirklich gut gelungen sind.
Fazit: Auch wenn dem Film weniger Handlungsstränge gut getan hätte, lohnt sich das Anschauen. Denn das Thema PTBS und ein möglicher Umgang damit, sind ein sehr wichtiges Thema, wie ich finde.
Titel: Mending the line
In den Hauptrollen: Brian Cox, Perry Mattfeld, Sinqua Walls
Streaming: Apple TV
Sprachen: Englisch, Deutsch
Länge: 123 min
Regie: Joshua Caldwell

