Endlich habe ich es mal wieder in den Harz geschafft. Seit meinem ersten Besuch an die Bode, komme ich immer in unregelmäßigen Abständen an diesen Fluss zurück. Dieses Mal begleitete mich mein Freund, für den sowohl das Gewässer als auch die Region neu waren. Wir trafen uns in Göttingen und fuhren gemeinsam Richtung Altenbrak. Während der Fahrt nahm allerdings die Sorge bei mir zu, was wir vorfinden würden.

Ein Jahr zuvor führte mich bereits mein Weg aus dem Norden vorbei am Harz. Was ich sah, machte mich kurzfristig sprachlos. Baumschäden, so weit das Auge reichte. Sicherlich, ich hatte zuvor bereits von dem Baumsterben gelesen, aber es dann doch direkt vor Ort zu erleben, hinterlässt einen schockiert und einen nachhaltigen Eindruck. Jetzt, gut ein Jahr später, stellte sich mir die Frage, ob der ganze Harz mittlerweile so aussah und ob die Gewässer dadurch beeinflusst worden waren?

Fliegenfischer beim Werfen an der Bode.
Bei meinem letzten Besuch 2018 war am Wasser selbst so gut wie nichts von Sturm- und Borkenkäferschäden zu sehen. Und 2024?
Am Fluss Bode im Harz, Sachsen-Anhalt.
Flussabwärts bei Neuwerk: Auch direkt an bzw. in der Bode gab es viele umgestürzte Bäume zu sehen.

Am 18. Januar 2018 verursachte der Sturm „Friederike“ massive Schäden an dem Harzer Baumbestand. Nach Angaben des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft und Energie Sachsen-Anhalt war das Ergebnis der bis zu 90 km/h-starken Böen eine Schadholzmenge von mehr als 2 Millionen Kubikmeter! Vor allem wurden fast 90 Prozent der Nadelbäume und 14 Prozent Laubbäume umgestürzt. Damit aber noch nicht genug.

Das viele Sturmholz mit den großen Mengen an Nadelbäumen bot in den kommenden Jahren dem Borkenkäfer* ideale Voraussetzungen für seine Vermehrung. Und das tat dieser sekundäre Schädling, der bereits geschwächte und kranke Bäume befällt, dann auch ganz fleißig.

Zusätzlich begünstigten Wärme und Trockenheit den Bruterfolg der Käfer und gleichzeitig setzen die klimatischen Veränderungen die Abwehrkräfte der stehenden Fichten herab.

Entsprechend düster sah die Landschaft dann auch aus, durch die ich 2022 fuhr. Viel Baumstümpfe, liegende Bäume und einfach gar keine Bäume mehr!

Bode bei Altenbrak in Sachsen-Anhalt.
Unser „Basislager“ in Altenbrak lag unmittelbar an der Bode und der Fluss war im wahrsten Sinnes des Wortes nur einen Steinwurf entfernt.

„Die düstere Schöne, die Bode empfing mich nicht so gnädig, und als ich sie […] zuerst erblickte, schien sie gar mürrisch, und verhüllte sich in einen silbergrauen Regenschleier: aber mit rascher Liebe warf sie ihn ab, […], ihr Antlitz leuchtete mir entgegen in sonnigster Pracht, aus allen Zügen hauchte eine kolossale Zärtlichkeit, und aus der bezwungenen Felsenbrust drang es hervor wie Sehnsuchtseufzer und schmelzende Laute der Wehmut.“

Heinrich Heine, Die Harzreise (1824)

Flusskaskade an der Bode im Bodetal, Sachsen-Anhalt.
Die Bode zeigt sich auf der gesamten Strecke sehr vielfältig und erfordert verschiedene Taktiken, möchtest du sie erfolgreich befischen.

Mit diesem Wissen und Erfahrung fuhren mein Freund und ich in Richtung Altenbrak. Der Ort sollte unser „Basislager“ für die nächsten paar Tage sein. Die angemietete Ferienwohnung lag direkt am Wasser und nachdem die Fischereilizenzen besorgt und in Thale noch schnell ein paar Lebensmittel eingekauft worden waren, verbrachten wir den restlichen Abend mit Fischen.

Damit mein Freund möglichst viel von der Bode sah, waren wir jeden Tag an einer anderen Stelle. Jetzt, im August, war mit Fluginsekten kaum noch zu rechnen und wir fischten mit beschwerten Nymphenmustern.

So fingen wir jeder Regen- und bachforellen. Beide Arten werden an der Bode besetzt. Äschen sind an dem von uns befischten Abschnitten, nämlich zwischen Susenburg und Treseburg, eine Rarität. Zumindest ich habe dort noch nie eine „Fahnenträgerin“ gefangen …

Dafür fing ich aber einige Bachforellen. Alle nicht maßig, aber in einem sehr guten Zustand. Maßige Regenbogenforellen nahmen einige unsere Fliegen, doch nicht alle konnten wir auch landen. Dennoch gab es an zwei Abenden Forelle zu Essen. Auch die „Regenbogen“ sahen gut aus und schmeckten auch gut.

Schwebefliege auf Wasserminzenblüte.
Die Bach- bzw. Wasserminze (Mentha aquatica) blühte gerade und lockte viele Schwebfliegen an. Geflügelte Insekten, die für’s Fliegenfischen interessant gewesen wären, waren kaum zu sehen.

Landschaftlich war ich wieder begeistert. Für mich, der aktuell in Brandenburg wohnt, bietet der Harz ein wenig Wildnisromantik. Und da entlang der Bode die verheerenden Auswirkungen von Sturm und Käfer kaum zu sehen waren, verflüchtigten sich meine Bedenken um eine wenig attraktive Naturkulisse.

Auch meinem Freund gefiel sowohl der Harz mit der Bode als auch die Fischerei selbst. Was ich bisher noch nicht geschafft habe, ist ein Bodebesuch zur Maifliegenzeit, aber das bekomme ich auch noch hin.

Bode bei Neuwerk, Richtung Talsperre Wendefurth, Sachsen-Anhalt.
Suchbild mit Freund: Zu keinem Zeitpunkt hatten wir das Gefühl, die Bode ist überlaufen. Allerdings erzählte uns er Vermieter, dass es in den Monaten vorher deutlich mehr Fliegenenthusiasten an der Bode gibt.
Bode bei Susenburg, Sachsen-Anhalt.
Oft wirkt die Bode flach, was sich beim Waten aber als Fehleinschätzung entpuppt. Die Bode war auch der Grund, mir einen guten Watstock anzuschaffen!

Der Harz bildet das nördlichste Mittelgebirge Deutschlands. Seine 2.200 Quadratkilometer erstrecken sich über Niedersachsens, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Tief eingeschnittene Täler, Berge mit Laub- und Nadelwäldern, schroffe Felsen, Hügel, Bergwiesen und Seen geben der Region ihren Charakter. Höchster Punkt ist der Brocken bzw. Blocksberg (rund 1.141 Meter über Normalhöhennull).

Die Bode besitzt mit der Warmen und Kalten Bode zwei Hauptquellflüsse. Nach rund 169 Kilometern mündet sie bei Nienburg, Sachsen-Anhalt, in die Saale.

*Den Borkenkäfer gibt es nicht und es gibt verschiedene Arten wie zum Beispiel den Großen Achtzähnigen Fichtenborkenkäfers (Ips typographus) oder den Sechszähnige Fichtenborkenkäfer (Pityogenes chalcographus).

30. August 2024

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