Zwischen 70 und 85 Euro verlangen europäische Shops für den „TMC Adjustable Magnet Bobbin, Standard“. Viel Geld für ein Werkzeug, dass eigentlich „nur“ die Fadenrolle halten soll. Die Frage, ob dieser hohe Preis gerechtfertigt ist, kann ich jetzt jedenfalls für mich klar beantworten.
Mit „Innovativer Spulenhalter mit Spannungseinstellung durch Magnetstärke“ rühren die Japaner nicht gerade die Werbetrommel für ihren zuletzt vorgestellten Spulenhalter. Für mich wurde es interessant, als ich das las: „Die gleichmäßige Spannung minimiert Fadenbrüche beim Binden.“ Damit meint die Entwicklungsabteilung von Tiemco, dass die Spule sich immer sehr gleichmäßig drehen wird und man nicht an dem Faden rucken muss.
Ich war sehr gespannt, als meine Bestellung schließlich eintraf …


„Klein isser schon“, war mein erster Gedanke, als ich meinen neuen Spulenhalter so in der Hand hielt. Zugegeben, mit einem Handumfang von 23 Zentimetern habe ich ziemlich große Pranken, aber auch am Bindestock wirkte dieses Modell nicht größer. Die Japaner sind eben doch viel kleiner als wir Europäer. Dafür haben sie aber auch immer interessante Lösungsvorschläge, wie im Fall dieses Bindewerkzeugs.
Ich spoiler gleich vorweg: Selbsterklärend ist die Funktion der Magnetbremse nicht. Und die beiliegende Anleitung nicht wirklich eine Hilfe. Zum Glück fand ich ein Erklärvideo, welches zwar in japanischer Sprache, aber zumindest mit englischen Untertiteln war.
Das Prinzip ist eigentlich schnell erklärt. In der Achse befinden sich zwei Magneten. Deren Abstand zueinander kann variiert werden und damit auch der Widerstand beim Abziehen des Fadens von der Spule. So weit die Theorie.
Als ich jetzt zum ersten Mal die Bremse einstellen wollte, hatte ich ein Problem mit der Achse. Diese ließ sich noch gut von dem Magneten mit dem großen Drehrad abziehen, aber ich bekam das Achsröhrchen nicht gedreht. Das kleine Feststellrad dreht sich gut, sonst tat sich aber nichts weiter. Da kam Frust bei mir auf.



Mit zwei Zangen und Klebeband konnte ich schließlich die Schraube lösen. Zur Sicherheit ein wenig Rostschutzöl auf die Schraube und endlich konnte ich starten.
Mithilfe des Videos bekam ich die Bremse eingestellt, und was soll ich sagen? Es funktioniert wunderbar! Ist die Bremse erst einmal gut eingestellt, dann funktioniert sie einwandfrei. Der anfängliche Widerstand bzw. die Trägheit am Anfang des Abziehens wird tatsächlich ruckfrei überwunden und die Spule dreht sich sehr geschmeidig.
Zu Beginn war ich skeptisch, ob die Magneten ausreichen, um eine gute Bremswirkung zu erzielen. Tun sie! Die maximale Bremswirkung ist vollkommen ausreichend und ich wüsste nicht, warum man die Bremse stärker einstellen wollen würde.

Mein Fazit: Tiemco liefert mit seinem magnetischen Bremssystem eine innovative Lösung. Besonders bei feinen Fäden sehe ich den großen Vorteil dieses Systems. Allerdings finde ich die Anschaffungskosten für das durchschnittliche Fliegenbinden zu hoch.
Sicherlich eine Klasse für sich, aber mir reicht der „CerMag“ von Rite völlig aus und kostet deutlich weniger als der TMC.

Negativ:
- Faden muss mit Einfädler durch das Röhrchen gezogen werden
- Keine deutliche Markierung für die Bremseinstellung
- Anleitung nicht verständlich
- Für große Hände zu kleine Dimensionen
- Sehr hoher Preis
- Anfängliche Probleme bei der Benutzung (Montagsproduktion?)
Positiv:
- Bremse funktioniert sehr gut
- Fadenröhrchen komplett aus Keramik
- Fadenröhrchen ist verschiebbar*
- Steht auch hochkant*
- Faden kann bei Nichtbenutzung eingeklemmt werden*
- Qualitativ hochwertige Verarbeitung
*Dies sind sicherlich interessante Extras, aber für mich wären sie nicht kaufentscheidend!

In diesem Dokument habe ich einen direkten Vergleich der Merkmale der drei genannten Spulenhalter vorgenommen:
Das gezeigte Produkt wurde mir weder von der Firma bereitgestellt noch wird dieser Blogbeitrag von der Firma gesponsert. Hierbei handelte es sich um privaten Besitz!

