… der Streamer „Mickey Finn“ nicht nur besonders fängig ist, sondern der Ursprung seines Namens mit einem amerikanischen Barkeeper zu tun hat? Dieser Barkeeper war berühmt-berüchtigt für das Versetzen seiner Drinks mit Substanzen, die sogar zum Tode führen konnten.

Um die Herkunft des Namens zu erfahren, muss man in das Chicago Ende des 19. Jahrhunderts reisen. Genauer gesagt in den Bezirk Levee. Dieser war so etwas wie die amerikanische Version eines Rotlichtmilieus, jedenfalls ging es dort ziemlich rau zur Sache.

Und in genau diesem Viertel besaß Michael Finn – genannt Mickey – zwei Gastronomiebetriebe. In seinem „Lone Star“ und „Palm Garden“ schenkte er ahnungslosen Gästen seinen selbst gemixten „Mickey Finn Special“ aus.

Nahaufnahme eines Fliegenmusters namens Mickey Finn, gebunden mit gelbem und rotem Hirschhaar und silberbem Lametta.
Mickey Finn: Ein Streamer-Muster, welches der Kanadier Charles Langevin im 19. Jahrhundert entwarf. Nach einem Barkeeper bzw. dessen Drink benannt wurde die Fliege aber von einem Reporter.
Nahaufnahme drei nebeneinander liegender Fliegenmuster namens Mickey Finn, gebunden mit gelbem und rotem Hirschhaar und silberbem Lametta.
Zuerst benannte Charles Langevin den Streamer schlicht nach sich selbst: Langevin. Dann hieß das Muster kurzfristig „Assassin“, bis die Fliege Anfang des 20. Jahrhunderts schließlich ihren endgültigen Namen erhielt.

Finn versetzte seine Drinks sehr wahrscheinlich mit Chlorhydrat (2,2,2-trichloroethane-1,1-diol). Diese künstlich hergestellte Chemikalie ist eines der ältesten Schlafmittel. Finns Gäste, die solch einen Spezial-Drink zu sich nahmen, fielen also in tiefen Schlaf. Vorausgesetzt, sie hatten Glück. Denn wenn die Dosis zu hoch war, konnte der Drink auch tödlich enden.

Jedenfalls raubte Finn seine weggetretenen Opfer so entspannt aus. Allerdings blieb sein Treiben nicht unbemerkt und im Dezember 1906 ordnete der damalige Bürgermeister die Schließung der Betriebe an. Kurz darauf verließ Finn Chicago, aber nicht ohne vorher das Rezept an andere Kneipenbetreibende zu verkaufen.

Die Praktik, lästigen Gästen oder potenziellen Opfern, etwas ins Getränk zu mischen, war kein Einzelfall. Aber über die Jahre wurde „Mickey Finn“ oder einfach nur „Mickey“ ein feststehender Begriff für mit Drogen versetzte Drinks. Im englischen Sprachgebrauch gibt es auch den Ausdruck „to slip a mickey“, was so viel bedeutet wie „jemandem etwas heimlich ins Getränk tun“.

Seinen endgültigen Namen verdankt die Fliege Greg Clarke, ein Reporter des Toronto Star, für den er zwischen 1911 und 1946 schrieb. Clarke war selbst engagierter Jäger und Angler.

Nahaufnahme eines Fliegenmusters namens Mickey Finn, gebunden mit gelbem und rotem Hirschhaar und silbernem Lametta.
Haken, Haare, Lametta bzw. Lahn – fertig ist der Mickey Finn-Streamer. Er soll besonders effektiv bei der Fischerei auf Atlantischen und Silberlachs sein.
Postkarte der kanadischen Post, die eine illustrierte Fischszenerie und das Streamer-Muster "Mickey Finn" zeigt.
2005 brachte die kanadische Post Briefmarken und Ersttagsbriefe zu Ehren verschiedener Fliegen heraus. Auch die „Mickey Finn“ wurde so gewürdigt.

Bindematerialien „Mickey Finn“ (Charles Langevin)

Haken: mit langem Schenkel1, Größen #8 – 1/0 (zum Beispiel Tiemco TMC 9394)
Bindefaden: schwarz
Körper: Lametta/Lahn, silber
Rippung: ovales Lametta, silber
Flügel: Haare des Weißwedelhirschs, rot und gelb
Lack: schwarz2
Fisch(e): Lachs, Barsch

  1. Im Fall des TMC 9394, Hakengröße #6, beträgt die Schenkellänge 21 mm. ↩︎
  2. Für den Kopf gibt es mehrere Varianten. Die gebräuchlichste ist den Kopf nur mit schwarzem Bindelack zu machen. Es gibt aber auch Bindeanleitungen, die für den Kopf gelbe Augen und schwarze Iriden aus Lack empfehlen (siehe unter anderem Family Circle’s Guide to Trout Flies and How to Tie Them (1954)). ↩︎
11. Oktober 2024

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